Fabians

KEEN FANSTORY

Von 0 auf 100. Als Hobbywanderer einen 4000er besteigen – ein Erfahrungsbericht der anderen Art.


Die Ausgangslage?


Als unerfahrener Gelegenheitswanderer und Stadtmensch wäre es gelogen, dass es schon immer mein Traum war, einen 4000er zu besteigen. Fasziniert hat mich die Schweizer Bergwelt jedoch schon immer und vor allem durch meine Grosseltern und Eltern verspüre ich eine gewisse Begeisterung für die mächtigen Felswände und verschneiten Gipfel unseres Landes.
So war es dann auch der 65. Geburtstags meines Vaters, der uns Anlass für das Abenteuer «Strahlhorn» gab. Sozusagen zur Pension, bevor es zu spät war, um seinen Traum zu verwirklichen, hatten wir uns entschieden, ihm dies zu ermöglichen. Für meinen Bruder, meine Schwester und mich war es auch ein Geschenk an uns selbst und ein Erlebnis, welches uns als Familie noch stärker zusammenschweissen sollte.

Die Vorbereitung


Nach reiflicher Recherche im Internet und vor allem den Inputs vom Bergführer, welchen wir relativ bald gebucht hatten, entschieden wir uns für das Strahlhorn. Einerseits weil es einer der einfachsten, aber spektakulärsten 4000er der Schweiz gilt, aber auch weil das Strahlhorn im Gegensatz zum Breithorn, Allalinhorn und Weissmies nicht so überlaufen ist. Die Routenwahl und die Packliste übernahm zum Glück ebenfalls unser Bergführer, weil sich dieser in den Walliser Alpen natürlich bestens auskennt.
Wie wir uns jedoch körperlich und mental am besten auf eine solche Tour vorbereiten, war für uns schwierig abzuschätzen, da ausser meinem Bruder noch niemand einen solchen Berg erklommen hatte.
Ich würde uns alle als fit bezeichnen und da ich mich gerade in einer Marathonvorbereitung befand, machte ich mir um die Ausdauer eigentlich keine Sorgen. Die Höhendifferenz von 2390m innert zwei Tagen war jedoch ein ganz anderes Thema. Natürlich nahmen wir uns alle vor, als Vorbereitung bereits einige Wanderungen mit viel Steigung zu machen, aber schlussendlich beschränkte sich mein Training auf eine Halbtagestour auf den Hohen Kasten.

Tag 1 / Mattmark - Britanniahütte


Unser Abenteuer startete am Stausee Mattmark, wo wir auch unseren Bergführer Roman kennenlernten. Ein Glücksgriff wie sich später herausstellen sollte. Roman gab uns immer das Gefühl von Sicherheit, strahlte Souveränität aus und war top motiviert für uns. Die Route führte uns auf dem Gletscher-Trail via Schwarzbergchopf über den Allalingletscher bis zur Britanniahütte. Der Weg über den Gletscher war atemberaubend und teils fast ausserirdisch wirkende Landschaft machte auf uns allen grossen Eindruck. Die 1100 Höhenmeter waren die ideale Vorbereitung und Akklimatisierung für den richtigen Aufstieg am nächsten Tag. Die Ausrüstung bewies sich zum Glück ebenfalls als perfekt was gerade beim Wanderschuh nicht selbstverständlich war, da dieser zuvor kaum eingetragen wurde. Der KEEN Karraig war nicht nur super bequem, sondern überzeugte mich auch durch seine Stabilität und Grip. In der Britanniahütte wurde dann das das Material für den nächsten Tag gerüstet, die Verpflegung vorbereitet und die Route auf das Strahlhorn besprochen. Nach einer sehr kurzen und nicht wirklich erholsamen Nacht klingelte um 3 Uhr bereits der Wecker.

Tag 2 / Britanniahütte - Strahlhorn - Felskinn


Der Aufstieg auf das Strahlhorn ist nicht sehr schwierig, aber dennoch anspruchsvoll, da sehr lange. So mussten wir mitten in der Nacht starten und bestritten die ersten Kilometer im Dunkeln, mit Strinlampen, aneinander geseilt und voll motiviert. Für mich waren die ersten Stunden bereits das Highlight des ganzen Tages, als das im Nachtlicht glitzernde Gletschereis durch die aufgehende Sonne in ein fast surreales Orange getaucht wurde. Gänsehautstimmung pur. Der lange Aufstieg über den Gletscher ist jedoch auch nicht ganz ungefährlich und so erfuhren wir am eigenen Leibe, wie wichtig es ist auf solchen Passagen angeseilt zu sein. In der Zweiergruppe vor uns stürzte ein Mann direkt in eine Gletscherspalte. Nur der Fakt, dass er an seine Partnerin geseilt war, verhinderte schlimmeres und so konnte er unter Hilfe einer anderen Gruppe wieder herausgezogen werden. Die herrliche Kulisse inmitten von Viertausendern und das stetige Laufen in der Einerkolonne versetzte mich wie in Trance. Erst als das Gelände steiler wurde und der direkte Aufstieg auf das Stahlhorn begann wurde ich aus dieser gerissen und auch erst hier spürte ich langsam die dünner werdende Luft. Nach ziemlich genau 6 Stunden, mit nur kleinen Stehpausen erreichten wir aber den Gipfel bei bester Gesundheit. Das Panorama war fantastisch und es war fast schade, dass wir nur kurz auf dem felsigen Gipfel des Strahlhorns verweilen konnten (übrigens der mit Abstand gefährlichste und unbehaglichste Teil der Route). Hier hätte das Abenteuer eigentliche zu Ende sein dürfen, denn was folgte war ein langer Abstieg auf derselben Route, aber nun im bereits deutlich weicheren Schnee. Da bereits alle Endorphine ausgeschüttet waren und die Schritte immer mühsamer, waren wir überglücklich, als wir nach ganzen 12h unterwegs, endlich am Ziel ankamen.

Das Fazit


Die Besteigung des Strahlhorns ist eine meiner eindrücklichsten Erlebnisse und ich bin extrem froh über diese Erfahrung. Dies hat nicht nur meine Ehrfurcht und Bewunderung für die Schweizer Alpen nochmals gestärkt, sondern auch unsere Familie nochmals etwas enger zusammengeschweisst. Die Bilder und das Kribbeln im Bauch, wenn man auf 4190m steht, wird mir noch lange in bester Erinnerung bleiben. Ohne einen erfahrenen Bergführer und die richtige Ausrüstung wäre dies wohl nicht der Fall. Eines ist klar, dies war nicht mein letztes alpines Abenteuer und auch das nächste werde ich im KEEN Karraig bestreiten.
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